Freitag, 9. März 2012

Jungs und Mädchen sind unterschiedlich -oder- Ein Schritt im Gender-Minenfeld

Gerade habe ich auf Welt.de die Zusammenfassung des Besuchs von Marina (@Afelia) bei Beckmann gelesen. Wunderbares Zitat erstmal: "Das Geschlecht gehört ins Bett, nicht in die Politik." Klasse!

Dann fiel mir Marinas Vorschlag ins Auge, Geschlechterunterschiede lägen hauptsächlich an der Erziehung und man möge doch Jungs auch mal mit Puppen und Mädchen auch mal mit dem Computer spielen lassen. Ich habe da eine andere Ansicht. Die ist nicht wissenschaftlich untermauert oder so, sondern rein aus meiner ganz eigenen Lebenserfahrung und entsprechend subjektiv und kritisierbar, also tut Euch keinen Zwang an.

Ich habe eine viereinhalbjährige Tochter und einen bald zweijährigen Sohn. Wir haben keinen besonderen Wert auf die geschlechtliche Bedeutung bei der Auswahl der Spielzeuge und Kleidung für unsere Kinder gelegt, mit anderen Worten: Weil wir nicht explizit darauf geachtet haben, dass unsere Tochter nicht nur rosa Puppen, Puppenwagen und so weiter bekommt, hat sie mehr Puppen als Autos, will als Ausmalbilder Prinzessinnen und Meerjungfrauen und lässt sich von mir nicht dazu überreden, auch mal Autos, Feuerwehrmänner, Ritter oder dergleichen auszumalen. Hin und wieder versuche ich das, mehr spaßeshalber und um ihr die Möglichkeit zu geben, auch andere Interessen auszukundschaften. Sie will das aber nicht.

Sie spielt Hochzeit, malt Prinzessinnen und trägt gern rosa Kleider. Sie könnte auch mit Telefonen, Murmelbahnen, Autos oder dergleichen spielen, Burgen malen und Latzhosen tragen. Will sie aber nicht. Das mag nun an unserer Erziehung liegen, das kann ich nicht ausschließen. Ich betone hier aber, dass sie durchaus auch geschlechtsneutrale und 'jungentypische' Spielsachen und Anziehsachen hat und damit spielen könnte. Sie mag aber eher mädchentypische Sachen und weil man schenkt, was ihr Freude macht und womit sie viel spielt, hat sie davon natürlich auch mehr.

Dann kam unser Sohn auf die Welt. Wir haben für ihn kaum Klamotten gekauft. Meine Frau hat zwar die rosa Sachen (und die Kleider) aussortiert, aber wir hatten von unserer Tochter noch genug Anziehsachen. Auch Spielsachen gab es für ihn relativ wenig neu.

Seit er gern Bilderbücher guckt, ist sein absolutes Lieblingsbuch "Mein erstes Auto" (oder so ähnlich). Eines seiner ersten Wörter war "Augo" mit der Bedeutung "Auto" (oder "Flugzeug" oder "Zug" oder "Fahrzeug" oder noch einiges anderes ;-) ). Er spielte als erstes, noch bevor wir ihm eigene Autos gekauft haben, mit den Autos seiner größeren Schwester, mit denen die nur sehr selten spielen mag. Er nimmt gern Sachen auseinander und spielt auch mit dem rosa Puppenwagen von seiner Schwester. Bei ihr ist das aber ein Spiel mit der Puppe, bei ihm ganz eindeutig das Fahren, was er mag. Egal, was er da herumkutschiert, er schiebt den Wagen immer wieder um den Tisch herum und herum.

Das ist eine Einzelerfahrung, ich weiß. Das ist weder repräsentativ noch wissenschaftlich. Aber seit mein Sohn so deutliche eher jungentypische Vorlieben hat, obwohl er mit mädchentypischem Spielzeug großgeworden ist, halte ich selbst nicht mehr so viel davon, Männer und Frauen in möglichst vielen Eigenschaften gleichzusetzen. Die Geschlechter unterscheiden sich eben nicht nur biologisch, sondern auch psychologisch, haben unterschiedliche Begabungen und Vorlieben und auch unterschiedliche Verhaltensweisen. Davon gehe ich zumindest aus. Unter diesen Gesichtspunkten wird bei mir bei der Feststellung, wie wenig Frauen in Politik und Wirtschaft in Führungspositionen sind, viel zu wenig auf das 'Warum' eingegangen.

Ich glaube, dass zur Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern noch einiges fehlt und im Argen liegt. Ich glaube aber auch, dass ein großer Teil der Diskussion, die wir führen, nicht mehr zielführend ist, weil 'Gleichberechtigung' zu sehr mit 'Gleichheit' und 'Gleichverteilung' identifiziert wird.

P.S.: Ich war übrigens bisher zu 75-80% der Hausmann in unserer Familie, weil meine Frau seit der Geburt unserer Tochter mindestens eine Dreiviertelstelle im Krankenhaus, also inklusive mehreren 24h-Diensten pro Monat, gearbeitet hat - unterbrochen nur durch die Geburt von unserem Sohn.

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