Donnerstag, 10. Januar 2013

ÖPNV lohnt sich so nicht

Mal wieder, ich weiß.

Und auch der erste Blogeintrag seit langem.

Seit einiger Zeit fahre ich wieder vermehrt Bus und Bahn, weil mein Auto wohl dauerhaft defekt ist, das Geld für eine neues noch beim Finanzamt wartet - ich hoffe, die finden das bald - und mein Fahrrad nun schon das zweite Mal in zwei Wochen in der Werkstatt steht.

Ich teste also die öffentlichen Verkehrsmittel gerade recht ausführlich. Aber so, wie sie sich momentan präsentieren, geht es gar nicht. Ich will meine Kritik etwas strukturieren:

Finanzen

Ich fahre momentan hauptsächlich zweimal täglich zur KiTa meiner Kinder zum Bringen und Abholen. Das ist, wenn ich ein klein wenig Fußweg in Kauf nehme, Kurzstrecke. Das macht vier Fahrten pro Werktag. Ein 4er-Ticket kostet 7€. Ich zahle also 7€ pro Tag oder 35€ in der Woche oder ca. 150€ pro Monat nur für die Fahrten zur KiTa und zurück. Das ist noch ohne irgendeine weitere Fahrt, zur Arbeit beispielsweise.

Bliebe die Option, mir ein Monatsticket für das Stadtgebiet Bonn zu holen. Das würde mich 84,30€ kosten. Das wäre, solange ich gar kein Auto habe, sicher eine halbwegs lohnende Sache. Das Problem: Ich brauche ein Auto, allein für die Fahrten mit den Kindern am Wochenende zu den Großeltern oder für Ausflüge, zu Freunden usw. Und wenn ein Auto, dessen Verschleiß, Steuern und Versicherung sowieso bezahlt werden müssen, vor der Tür steht, lohnt sich kein Monatsticket und jede einzelne Fahrt lohnt sich auch nicht. Die mit den vier täglichen Kurzstrecken gefahrene Strecke sind etwa 2 km. Also 8km täglich. Das ist weniger als 1€ an Benzin.

Ganz nebenbei: Schwarzfahren würde sich noch mehr lohnen. Ich bin schon lange nicht mehr kontrolliert worden. Wenn das dann 40€ kostet, müsste man ca. wöchentlich kontrollieren, damit sich Schwarzfahren nicht lohnt. Ich weiß, das kann noch weitere Konsequenzen haben, deswegen löse ich ja die teuren Papierschnipsel immer wieder. Trotzdem finde ich das eine bemerkenswerte Komponente: Hier wird Schwarzfahren geradezu provoziert.

Zeit

Mit dem Auto oder Fahrrad fahre ich dann los, wenn meine Kinder angezogen sind. Will ich den Bus nehmen, kann ich versuchen, mich auf den Fahrplan zu verlassen, und die Kinder so anzuziehen, dass der Bus dann auch bald kommt. Das ist aber eigentlich müßig, weil der Bus sowieso nicht dann kommt, wenn er laut Fahrplan kommen sollte. Bemerkenswert finde ich da immer wieder, wenn der Bus schon auf der dritten Haltestelle seiner Route mehrere Minuten Verspätung hat.

Schneller bin ich mit dem Bus auch nach Fahrtantritt nur selten. Zur KiTa, wie gesagt Kurzstrecke, ist man etwa ebenso schnell, wenn man die Wartezeit auf den Bus nicht mitrechnet. Zur Arbeit oder in die Stadt bin ich mit dem Auto deutlich schneller.

Service

Schon zweimal ging die Bustür zwischen mir und meiner Tochter zu. Beide Male war sie schockiert, verängstigt und hat bitter geweint und es war Überzeugungsarbeit nötig, um sie wieder in den Bus zu bekommen. Beides mal war völlig unnötig, hätte der Busfahrer aufgepasst. Noch häufiger fährt der Bus durch, weil ich noch nicht ganz an der Haltestelle stehe, obwohl er mich gesehen hat - das Beste war die entschuldigende Geste, die ein Busfahrer da einmal zu mir machte. Anhalten war nicht drin, aber das tat ihm leid, oder was?

Nochmal zum Thema Schwarzfahren. Mit Kindern ist es oft sehr schwer, nicht schwarz zu fahren. Die Busfahrer fahren häufig sehr schnell nach dem Einsteigen los. Mein erstes Ziel muss also sein, beide Kinder sicher hinzusetzen und da es jederzeit zu plötzlichen Bremsmanövern oder ruckartigem Beschleunigen kommen kann (und auch häufig kommt) bleibe ich während der Fahrt bei den Kindern und halte den jüngsten lieber fest. Wann ich da ein Ticket kaufen oder entwerten soll, bleibt schleierhaft. Meistens schaffe ich es, einen Sitzplatz direkt beim Entwerter zu bekommen, dann geht das wenigstens. Wenn nicht, hoffe ich auf Verständnis, wenn ich mal kontrolliert werden sollte.

Fazit

Tja, das ist schwierig. Hier gibt es mehrere, teilweise gegenläufige Probleme. Der fahrscheinlose ÖPNV wäre für den finanziellen Aspekt sicher der richtige Ansatz, zumal selbst eingefleischte Autofahrer etwas von weniger Autos auf der Straße haben.
Die Fahrpläne bräuchten dringend mehr Zeit pro Haltestelle, damit der Busfahrer eindeutig warten kann, bis alle sitzen oder alle ein- und ausgestiegen sind. Das würde auch die Verspätungen etwas bekämpfen, da der Busfahrer etwas Spielraum gewinnt, um Verspätungen wieder einzufahren. Die Fahrtzeiten werden dadurch natürlich noch länger. Mein persönliches Fazit ist daher: Solange es nötig ist, fahre ich Bus&Bahn. Dann freue ich mich auf mein Auto.