Samstag, 27. Februar 2010

Zweiklassenmedizin

Ich höre gerade auf WDR5 eine Talksendung über das Thema "Zweiklassenmedizin". Zufällig habe ich da heute morgen auch schon mit meiner Frau - für die, die es nicht wissen, Gynäkologin an einem Krankenhaus - darüber gesprochen und die hat mir so ein Werbezettelchen eines Präparats zur Wehenhemmung gezeigt: Der Wirkstoff ist Atosiban. Laut meiner Frau kostet das Medikament in der Größenordnung ca. 100€. Das Standardpräparat kostet unter 10€. Das Teure hat weniger Nebenwirkungen und wirkt besser, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt. Von den Privaten schon. So weit, so unüberraschend, da kann man sich jetzt drüber aufregen, ich tue es, das ist aber hier gar nicht so sehr das Thema.
Der Hammer war nämlich, dass der Chefarzt einer Uniklinik auf einer Fortbildung erzählt hat, dass es dort wohl mal passiert wäre, dass eine Kassenpatientin und eine Privatversicherte auf einem Zimmer waren und eben einerseits das billige und andererseits das teure Medikament bekamen und das dummerweise auch noch mitbekommen haben. Gab wohl groß Ärger für das Krankenhaus, keine Ahnung, was genau passiert ist. Der Chefarzt beendete die Anekdote dann mit dem Hinweis, deshalb solle man im Krankenhaus vermeiden, dass Patienten, die aus Versicherungsgründen unterschiedlich behandelt werden, auf demselben Zimmer liegen.
DAS fand ich krass. Warum versuchen Ärzte, die (faktisch vorhandene) Zweiklassenmedizin in unseren Krankenhäusern und Arztpraxen zu vertuschen? Warum protestieren sie nicht dagegen, thematisieren sie und sorgen dafür, dass sich etwas ändert?