Montag, 27. Juni 2011

Warum ÖPNV nicht funktioniert - Beispiel

Als bekennender Grüner mit grüner Einstellung und leider oft nicht ganz so grünem Fußabdruck. Aber man bemüht sich. So auch am vergangenen Sonntag, an dem ein Besuch bei und mit guten Freunden in Dinslaken anstand. Ein paar Kumpels aus Leverkusen wollten auch noch mit.

Schnell die Bahnverbindung gecheckt: Sehr gut, es gibt eine Direktverbindung von Bonn nach Dinslaken. Wie sieht's mit der Rückfahrt aus? Oh - dumm, abends nach 22 Uhr fährt da kaum noch was, geschweige denn durch. Also der erste Kompromiss: Ich fahre mit der Bahn nach Leverkusen, dort steige ich ins Auto und wir fahren zu dritt im Auto bis Dinslaken.

Die Hinfahrt klappt wunderbar. Die Rückfahrt nicht.

Wir fahren zwar rechtzeitig los, ich verpasse trotzdem meine S-Bahn in Leverkusen um drei Minuten. Ärgerlich, aber kein Beinbruch, dank der Zwischenaufenthalte und der guten Verbindung zwischen Köln und Bonn verschiebt sich die geplante Ankunftszeit in Bonn noch nicht einmal. Also nach einer halben Stunde kommt die nächste S-Bahn, in Köln wie geplant eine halbe Stunde Aufenthalt und dann mit der Mittelrheinbahn nach Bonn. Die MRB ist gut voll, aber ich habe einen Sitzplatz, zusammen mit meinem mit Büchern beladenen Wanderrucksack.

Der Zug hat nur wenig Verspätung, höchstens zwei Minuten, als er gegen halb 1 in Bonn ankommt. Hier steigen wie erwartet ein Großteil der Reisenden aus, es ist ziemlich voll. Ich bin dummerweise am falschen Ende des Bahnhofs, lasse auch viele vor, bin mit dem schweren Rucksack sowieso nicht sonderlich schnell. Genau weiß ich dummerweise auch nicht, wo meine N3 abfährt. Immerhin weiß ich, dass ich die N3 nehmen muss.

Da ist sie ja. Moment, da fährt sie ja. SUPER! Das bedeutet für mich ein etwa einstündiger Fußmarsch mit schwerem Rucksack durch Bonn. Danke, Stadtwerke!

Ich habe die Stunde genutzt und darüber nachgedacht, wer hier an was Schuld ist. Zuallererst suche ich die Verantwortung mal bei mir. Viel finde ich aber nicht:
Sicher, ich hätte im voraus schauen können, an welchem Bussteig mein Nachtbus abfährt. Klar, ich hätte drängeln und mit dem Rucksack rennen können, um den Bus zu kriegen. Aber ernsthaft, als halbwegs gesunder und fitter Mensch rennen zu müssen, um einen Bus zu erwischen, finde ich schon falsch. Da liegt woanders zumindest auch ein Fehler.

Die üblichen Verdächtigen also, die Deutsche Bahn? Nein, denn es war nichtmals deren Zug, der Verspätung hatte, sondern eine Mittelrheinbahn. Aber auch der mag ich eine Verspätung von unter fünf Minuten nicht vorwerfen. Sowas kann schon mal passieren, zumal der Zug proppevoll war und die einzelnen Halte dementsprechend alle ein wenig länger waren.

Bleiben die Stadtwerke als Nachtbusbetreiber. Über die habe ich ja neulich schon geschrieben. Und hier finde ich auch am ehesten Grund, weiterhin einen Mangel zu beklagen: Es ist ja toll, dass die Nachtbusse halbwegs mit den ankommenden Zügen synchronisiert sind, aber kann man nicht humane Umsteigezeiten einplanen? Fünf Minuten später täte keinem Reisenden sonderlich weh, aber mancher spart sich dadurch Gedrängel und Gerenne, womöglich mit Gepäck. Oder halt einen einstündigen Fußmarsch mit Gepäck durch die Stadt.

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